Herbstfest

Für unser Herbstfest wurde das schöne Thema „Vom Acker auf den Tisch“ festgelegt und viele Kameraden gaben ihre Zusage, sich einzubringen. Im Frühtau des spätsommerlichen Sonnabends kam der Bundesleiter auf den Lagerplatz geradelt und konnte eine frohgemute Jugend beim Frühstück begrüßen. Sie hatte bereits am Freitagabend ihre Kohten auf der Wiese aufgestellt.

Bald trafen weitere Teilnehmer ein und Pött konnte pünktlich mit seiner Morgenfeier zum Thema beginnen. Gleich anschließend wurden Gruppen zum Kochwettstreit eingeteilt. Jede Gruppe bekam eine werthaltige Parallelwährung zum Euro sowie einen Hordentopf übergeben. Auf einem Markt, der zuvor durch vielerlei Spenden und Einkäufe gut gefüllt war, konnte mit den Talern Gemüse und Reis, Nudeln oder Kartoffeln, Käse, Speck sowie Salz, Gewürze, Öl usw. erworben werden.

Wasser spendete die Pumpe, Holz der Wald und so war auf dem Lagerplatz bald ein emsiges Treiben von Jung und Alt bei der Vorbereitung des Essens, der Herrichtung des Feuerplatzes, des Dreibeins, des Sägens oder Hackens von Feuerholz zu erleben. Bald schon stiegen die ersten Rauchschwaden auf und überall loderten die Kochfeuer auf. Emsig wurde geputzt, geschnitten, gebraten, gerührt. Die Wertungsrichter zogen von Feuerstelle zu Feuerstelle und begutachteten Zubereitung, stellten Fragen und ließen sich erklären, was geplant sei. Dann begann das Präsentieren des vielfältigen Essens, mit Deckchen und Schüsseln, garniert mit Kräutern, wurde den Wertungsrichtern das Essen vorgestellt und von diesen auch umfangreich gekostet. Dann durften auch die hungrigen Köchinnen und Köche zulangen. Köstliches kam so vom Acker auf den Tisch oder in die Essgeschirre und die Mägen.

Außer Konkurrenz hatte währenddessen Ingo die von allen mitgebrachten Äpfel ausgepreßt, so daß wir köstlichen frischen Apfelsaft trinken konnten. Gerda und Hans-Peter hatten unter Mithilfe vieler Kartoffeln geschält, in Fleischwölfen gerieben und daraus auf einem bald 300 Grad heißen Stein über dem Feuer Mengen an frischen Kartoffelpuffern gebacken. So wurden auch alle, die sich vielleicht mit den Mengen beim Kochen verkalkuliert hatten, ausreichend satt.

Nach einer kurzen Pause wurden neue Gruppen gebildet. Sie hatten gemeinsam Apfelsorten, Kräuter, Gewürze, Getreidearten, Blätter, Pilze zu bestimmen und viele verschiedene Aufgaben zu lösen. Dazu hatten fleißige Kameraden umfangreiche Vorbereitungen getroffen und vieles aus Wald, Flur und Garten mitgebracht.

Gleich anschließend ging es zum Spiel ohne Grenzen, bei dem Geschicklichkeit und Wissen der Gruppen geprüft wurden. Mit verbundenen Augen mußte die Gruppe ein Ziel auf der Wiese erreichen, Möhren mußten auf zwei Stöcken transportiert, Äpfel mit dem Mund aus dem Wasser gefischt und die Schale in einem möglichst langen Streifen geschält werden; ein Bauer mußte mit dem Schlauchboot Wolf, Ziege und Kohlkopf sicher über die reißenden Fluten der Aue schiffen und noch vieles mehr. Nun zeigten sich bei einigen Altgesellen bereits erste Ermüdungserscheinungen, die jedoch durch den Einsatz insbesondere der Kinder aufgefangen werden konnten.

Um alle wieder zu Kräften zu bringen, hatten die Frauen wieder einmal die verschiedensten Kuchen gezaubert und mitgebracht. Ja, die Tische bogen sich unter der leckeren Last. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es ist trotz großartigen Einsatzes von verschiedenen Kameraden nicht gelungen, alles zu vertilgen.

Schwer fiel es danach so manchem, zum Volkstanze die Beine zu schwingen, vermutlich lag dies jedoch vor allem an der schwülen Hitze, die über dem Land lag. Obgleich sich dunkle Wolken vor die Sonne schoben, ging es doch zu Akkordeon und Klampfe lustig auf dem Tanzplatze zu.

Bei so viel Programm verschob sich der bunte Nachmittag zum bunten Abend. Das tat aber den Lachern keinen Abbruch. Insbesondere die Wildgänse hatten einige Sketche vorbereitet, und langsam kam die Dämmerung über das schöne Fest.

Da holten alle ihre mitgebrachten Speisen für das abendliche Buffet herbei. Im Landheim wurde uns im Schein vieler Kerzen eine wunderbare Vielfalt präsentiert. Es ist doch verwunderlich, wie dehnbar der menschliche Magen ist. Dennoch waren auch die Mengen nicht zu schaffen. Wir hätten wohl noch fünf Dutzend Gäste mit versorgen können.

Während sich nun die Reihen der Tagesgäste langsam lichteten, die jüngeren Kinder in die Kohten krochen, versammelte sich alles zu fröhlichem Gesang um das Feuer des Lagerplatzes. So klangen noch lange unsere alten Lieder durch die laue Spätsommernacht. Wenn wir verstummten, konnten wir die Grillen zirpen hören, die Wolkendecke riß wieder auf und vereinzelt zeigten sich die Sterne.

Freudig sprangen nach dem Weckruf am Sonntag die einen zur Pumpe, die anderen in die Aue, bevor am Buffet weitergegessen wurde. Die Morgenfeier führte uns durch die Ernte und den Herbst.

Erstaunlich schnell waren die Kohten abgebrochen, die persönlichen Dinge verpackt und das Landheim aufgeklart. So konnten wir Führung eine schöne gemeinsame Wanderung zu einem der drei Dutzend Steingräber Marxens unternehmen und weit ins Aue- und Seevetal blicken. Drüben erhoben sich die Höhen des Klecker Waldes und es blieb uns Zeit für verschiedene Gespräche.

Zur Mittagszeit erreichten wir dann wieder den Rehberg, wo sich alles nach einem schönen Schlußliede verabschiedete. Bis dahin hatte das Wetter gehalten und uns für unser gelungenes Herbstfest Wärme und Trockenheit gespendet. Nun erst begannen einige Tropfen zu fallen. Manche Kinder konnten sich allerdings noch nicht trennen und nahmen noch ein weiteres Bad in der Aue.

Alle, die sich so in die Organisation des Herbstfestes eingebracht und es zu einem schönen Treffen gestaltet haben, verdienen unseren Dank.

 

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